Hoche, Karl
Mein größter Flop: Ich hatte zwei Münchner Literaturpreise (Tukan, Hoferichter) abgestaubt, war im "Streiflicht" der SZ "einer unserer besten bundesdeutschen Satiriker" genannt worden und zählte mich zu den wenigen Profis im letzten Viertel des Zwanzigsten Jahrhunderts. Jetzt würde ich etwas ganz Tolles machen: Eine Bibel-Parodie. Ich hätte mehr über meine Zielgruppe als über Jesus nachdenken sollen. Wer eine Parodie genießen will, muss das Original kennen. In Deutschland Fehlanzeige. Die Berufschristen machen Politik. Die Laien suchen spirituelle Wellness - ohne Bibel. Nur die Zeugen Jehovas sind Schriftgelehrte, aber die wollen das Gotteswort nicht parodiert sehen. Der Verlag bot mir die "Rest"-Auflage zu einem Spottpreis an. Ich griff zum Taschenrechner. Wie viele Exemplare zum Normalpreis muss ich verkaufen, um den Spottpreis wieder reinzuholen? Geht das alles in meinen kleinen Nebenkeller? Ich maß und rechnete und siehe, es passte auf den Millimeter. Ich rief im Verlag an. Schon am nächsten Morgen war der Transporter da. Wer 2000 unverkäufliche Bücher kauft, überlegt es sich vielleicht ganz schnell anders. Nichts wie raus mit dem Zeug! Ich hatte nicht bedacht, dass das Buch ja schon vorher verramscht worden war, ich also nur wenig mehr als den Minimalpreis verlangen konnte, den mir auch der Verlag berechnet hatte. Damit war Profit praktisch ausgeschlossen. Nach ein paar Anzeigen wurde ich maximal 20 Exemplare los. Auf schreckliche Weise verstummten meine Käufer, nachdem sie in das Buch reingesehen hatten. Ist "Das Evangelium nach Hoche" vielleicht doch misslungen? Die Bücher fangen an zu müffeln. Luft kann nicht zirkulieren, wo keine ist. Gestern habe ich die erste Partie in die Papiermüll-Tonne geschmissen. Damit ist eine sinnvolle Tätigkeit bis an mein Lebensende garantiert.