Loose, Doris
Mit Eifer und Leidenschaft lässt sich selbst aus ungeliebten Aufgaben etwas machen - das bewies Klaus Loose bravourös in seinem ersten "Brotberuf" als Beamter in der Oldenburger Kreisverwaltung. Diesen Beruf hatte Loose sich nicht ausgesucht, dennoch gelang es ihm, mit Verve und Engagement bahnbrechende Neuerungen wie leistungsgerechte Bezahlung und gleitende Arbeitszeitregelungen einzuführen, was im öffentlichen Dienst in den sechziger Jahren noch revolutionär war. Doch als kreativer Geist und Kunstliebhaber genügte Loose die trockene Beamtentätigkeit nicht. Ganze 35 Jahre lang war er deshalb "nebenbei" die rechte Hand der Chefin der berühmten Weihnachtsausstellung am Berliner Funkturm. Als Gegengewicht zum kommunistisch geprägten Weihnachtsmarkt im Ostteil der Stadt wurde dort traditionelle christliche Volkskunst präsentiert. Bis zu 100.000 Besucher kamen in manchen Jahren zur Ausstellung am Funkturm. Internationale Berühmtheit erlangte Loose aber erst als Theater-Prinzipal des Marionetten-Theaters in Bamberg, dem kleinsten Theater Bayerns. 44 Jahre lang ließ er in seinem Miniaturtheater aus der Biedermeier-Zeit Schauspiele und Opern vom Barock bis zur Romantik spielen, immer werkgetreu und der traditionellen Bühnenästhetik verpflichtet. Alle Umbrüche und Neuausrichtungen des Theaters - vor allem zur Zeit der 68er - ließ das Marionetten-Theater außer Acht, was das Publikum ihm mit ständig ausverkauften Vorstellungen dankte. Mitreißend und präzise erzählt Loose von seinen drei so unterschiedlichen Berufen, die er selbst immer als Berufungen empfunden hat. Er lässt seine Leser teilhaben an den Erlebnissen seiner glücklichen Kindheit in Cottbus, bis er mit elf Jahren den Kriegsausbruch erlebt und nach dem Einzug des Vaters Vorstand der Familie wird. Als 15-jähriger muss er als Luftwaffenhelfer im Krieg dienen. Später wird er von der Stasi unter Druck gesetzt, sodass er 1952 aus der DDR nach West-Berlin und später mitsamt Frau und zwei Kindern nach Oldenburg flieht. "Meine drei Berufe" enthält zahlreiche farbige Abbildungen von Bühnendekorationen aus dem Bamberger Miniaturtheater, die einen Eindruck davon vermitteln, wie die großen Klassiker von "Faust" bis "Macbeth" dort bis heute aufgeführt werden. Außerdem kommen im Buch viele Weggefährten und Würdenträger zu Wort, die Looses Lebenswerk ihre Anerkennung zollen. Für seine künstlerische Arbeit erhielt der heute 85-jährige mit Wohnsitz in Coburg u.a. das Bundesverdienstkreuz am Bande und den Berganzapreis des Kunstvereins Bamberg.